Pressemitteilung

Forschung ohne den Bogen zu überspannen

Forschende der Westsächsischen Hochschule Zwickau (WHZ) wollen Grundlagen für einen neuen Studiengang im Streichbogenbau schaffen sowie die bisher verwendeten seltenen tropischen Hölzer nachhaltig ersetzen.

 

Foto: Ein Mann hält einen Streichbogenin seinen Fingern.
Prof. Dr. Hannes Vereecke initiiert einen neuen Studiengang im Streichbogenbau. Quelle: WHZ
Foto: Ein Mann hält einen Streichbogen in der Hand und legt ihn vor einen Vibrometer.
Ronny Maschke, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Projekt, spannt den Bogen am Messplatz vor dem Vibrometer ein. | Quelle:WHZ/Linda Weichenhain

Durch den akuten Fachkräftemangel wird es auch im Streichbogenbau zukünftig an Nachwuchskräften fehlen. Die hohe Nachfrage nach kunsthandwerklich gefertigten Streichbögen bleibt. Deshalb erarbeiten Wissenschaftler*innen der WHZ aus den Bereichen Musikinstrumentenbau, Physikalische Technik, Kraftfahrzeugtechnik und Automobil- und Maschinenbau gemeinsam Grundlagen für den Aufbau eines Studiengangs. Das bisher über Generationen mündlich weitergegebene Wissen der Bogenbauer solle festgehalten und die Bogenbautradition am Standort Markneukirchen zukünftig gesichert werden.

„Ein sehr guter Bogen unterscheidet sich von einem guten Bogen letztendlich durch Wissen, welches im handwerklichen Können liegt. Aus diesem Grund sollen die empirischen Erkenntnisse festgehalten werden und in einem Studiengang münden“, erklärt Prof. Hannes Vereecke, Studiengangsleiter des Studienganges Musikinstrumentenbau und Dekan an der Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg. Er initiierte das vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft, Kultur und Tourismus (SMWK) geförderte Projekt. „Dabei geht es nicht nur um die Erarbeitung von wissenschaftlichen Grundlagen, sondern auch um Angewandte Kunst. Jeder Bogenbauer hat schließlich seine eigene Handschrift“, ergänzt Vereecke. Dieses künstlerische Talent könne man nicht wirklich als Wissen vermitteln.

Referenzwerte für den perfekten Bogen

Forschende der Arbeitsgruppe Optische Technologien untersuchen hochwertige Bögen und Bogenmaterialien und entwickeln praxistaugliche Messvorrichtungen für die Werkstatt der Musikinstrumentenbauer. Damit sollen physikalische und mechanische Eigenschaften des Bogens charakterisiert werden. „Unser Ziel ist die Ermittlung von Referenzwerten für den perfekten Bogen. Dafür messen wir geometrische Eigenschaften, Schwingungsverhalten und Verformungseigenschaften verschiedener Bögen und Materialien“, berichtet Prof. Peter Hartmann, Leiter der Arbeitsgruppe. Die Ergebnisse der Messungen sollen durch Interviews mit Profimusikern ergänzt werden und in eine technische Dokumentation von Referenzbögen münden. Die Musiker sollen ausgewählte Orchester-Streichbögen für messtechnische Untersuchungen zur Verfügung stellen. „Durch die Untersuchung der physikalischen Eigenschaften von Bögen wollen wir auch Grundlagen schaffen, um die bisher verwendeten seltenen Tropenhölzer durch gleichwertige Hölzer ersetzen zu können“, betont Hartmann. Wenn man etwas messen kann, könne man es auch reproduzieren.

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Fakultät Physikalische Technik/ Informatik
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08056 Zwickau

Prof. Dr. rer. nat. habil. Peter Hartmann
Peter.hartmann[at]fh-zwickau.de
Telefon +49 375 536-1538
Mobil +49 1522 9262090

Fakultät Angewandte Kunst Schneeberg
Studiengang Musikinstrumentenbau
Adorfer Straße 38,
08258 Markneukirchen

Prof. Dr. Hannes Vereecke
hannes.vereecke[at]fh-zwickau.de
Telefon: +49 375 536-1884
 
Musikinstrumentenbau an der Westsächsischen Hochschule Zwickau
Markneukirchen gilt als die Wiege des Streichbogenbaus im deutschsprachigen Raum und genießt weltweit einen exzellenten Ruf. Viele bedeutende Streichbogenbauer*innen stammen aus Markneukirchen und haben den Streichbogenbau als angewandte Kunst nachhaltig geprägt. Markneukirchen wird heute mit kunsthandwerklich gefertigten Bögen höchster Präzision und musikalischer Qualität verbunden.

Der Studiengang Musikinstrumentenbau der WHZ mit den Studienrichtungen Streichinstrumentenbau und Zupfinstrumentenbau ist in Markneukirchen zu Hause. Die Studienrichtung Streichinstrumentenbau vermittelt Kenntnisse und Fertigkeiten, die zum Entwurf und Bau von hochwertigen künstlerisch gestalteten und kunsthandwerklich gefertigten Streichinstrumenten befähigen. Im Grundstudium stehen Violine, Viola und Violoncello im Mittelpunkt der Arbeiten, wobei die Modelle sowohl nach klassischen Vorbildern als auch nach eigenen Entwürfen gefertigt werden. Das Hauptstudium ermöglicht darüber hinaus auch die Beschäftigung mit historischen Streichinstrumenten der Viola-da-braccio- und der Viola-da-gamba-Familie. Im 5. und 7. Semester werden Module zu Bogenbau und -reparatur angeboten.


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