Ableitungen aus den Evaluationsergebnissen

2. Ist für Sie eine Strukturierung der Lehrinhalte erkennbar?

b) Veranstaltung

Studierende benötigen erkennbare Strukturen in der zu lernenden Stoffmenge. Innerhalb Ihrer Lehrveranstaltungen sollte daher die Inhalte gut portioniert sein und der Aufbau mit den Studierenden besprochen werden. Diese Transparenz fördert die Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft (Böss-Ostendorf & Senft, 2010).

mögliche Ansätze zur Strukturierung der Veranstaltung

Das schrittweise Herleiten von komplexen Sachverhalten hilft Studierenden, Ihrer Lehrveranstaltung zu folgen. Durch Raum für Fragen am Ende jedes Schritts, können Sie die einzelnen Teilschritte absichern. Das Herleiten an der Tafel (oder Whiteboard/Flipchart) unterstützt Sie dabei, in einem angemessenen Tempo zu arbeiten. Zudem können Sie eine inhaltslogische Kohärenz in Ihren Lehrveranstaltungen beispielsweise erreichen durch:

  1. Voraussetzungen vor Folgerungen
  2. Früheres vor Späterem,
  3. Altes vor Neuem,
  4. Alltagswissen vor spezifischem wissenschaftlichen Wissen,
  5. Erläuterung/Diskussion von Begriffen vor deren Anwendung,
  6. Basales vor Speziellem,
  7. Einfacheres vor Schwierigerem.

Geben Sie den Studierenden Raum, Fragen zu stellen. In kleineren Gruppen können Sie Lehrinhalte auch im Dialog mit Ihren Studierenden entwickeln (Dallmeier et al., 2012).

Für Ihre Studierenden kann es ungemein hilfreich sein, die Strukturierung der Lehrveranstaltung nicht nur durch den Verlauf der Lehrveranstaltung unbewusst aufzunehmen, sondern explizit kennengelernt zu haben. Die „Sichtbarmachung des Bauplanes“ (Schulz von Thun, 1981) ermöglicht das (Wieder-)Finden des „roten Fadens“. Erläutern Sie Ihren Plan für das Modul in der ersten Veranstaltung des Semesters und visualisieren Sie diesen (als Folie, als Kopie, im Netz, als Aushang). Verweisen Sie immer wieder darauf und ordnen Sie neue Themen dort ein.

Ihr Plan bindet natürlich nicht nur die Studierenden an einen nun festgelegten Ablauf. Sie selbst würden Ihren Plan entwerten, wenn Sie diesen im Laufe des Semesters nicht einhalten würden oder wenn keine Übereinstimmung zwischen Plan und Skript oder Veranstaltungsinhalten und Veranstaltungsablauf erfolgt.

Wenn wir davon ausgehen, dass Strukturierung für den Wissenserwerb wichtig ist, muss neben der Vermittlung von Wissen auch Zeit zur Strukturierung des Wissens eingeräumt werden. Planen Sie in Ihren Veranstaltungen bewusst Zeiten für die folgenden Punkte ein.

  • Blicken Sie am Anfang einer Veranstaltung auf die Inhalte der letzten Veranstaltung zurück.
  • Geben Sie zu Beginn eines neuen Themas einen Ausblick (Vorstrukturierung).
  • Erklären Sie zwischendurch (aber nicht zu oft), wo Sie sich mit dem gegenwärtigen Thema im Veranstaltungs- oder Themenplan des Kurses befinden.
  • Fassen Sie am Ende einer Stunde oder eines Themas dieses kurz zusammen.

Typischerweise neigen Hochschullehrer unter Zeitdruck eher zur Kürzung der Strukturierungszeit als zur Kürzung der Vermittlungszeit. Planen Sie daher entsprechende Puffer- und Orientierungszeit ein, um pünktlich beginnen und enden zu können.

Offenheit kann durchaus präzise geplante und durchstrukturierte Lehrveranstaltungen bedrohen. In dieser Situation offenbaren sich Überzeugungen von Hochschullehrern. Ist „gute Lehre“ durch einen Ablauf „nach Plan“ gekennzeichnet oder durch die Aktivität der Teilnehmenden? Orientiert sich der Grad an Offenheit an den Lehrgewohnheiten des Lehrenden oder den Merkmalen der Studierenden? So wird ein strukturierter Unterricht besonders bei geringem Vorwissen und ungünstiger motivationaler Orientierung (z. B. Misserfolgsfurcht, Prüfungsangst) der Lernenden empfohlen (Helmke & Weinert, 1997).

Aktivität und Offenheit ist nicht mit Beliebigkeit gleichzusetzen. Durch den Vorsprung an Fachwissen, durch das Setzen von Veranstaltungszielen und durch Diskussionsführung schaffen Lehrpersonen die Rahmenbedingungen für „gute Lehre“. Versuchen Sie daher, die Planung der Lehrveranstaltung besonders auf die Rahmenbedingungen zu legen, innerhalb derer Offenheit gewährleistet wird.

Es ist unumstritten, dass Visualisierungen den Lernerfolg fördern können. Nur unter den Extremen „keine Visualisierung“ und „übertriebene Visualisierung“ kann der Lernerfolg leiden. Werden Visualisierungen moderat eingesetzt, fallen Orientierungspunkte besser auf oder können einfacher hervorgehoben werden. Stellen Sie besonders komplexe Informationen und Erklärungen visuell dar, beispielsweise durch Zeichnungen, Diagramme, Mindmaps, Folien. Schreiben Sie daher zentrale Begriffe und Themen an, formulieren Sie verständliche und klare Überschriften, versuchen Sie, ein klares Tafelbild, klare Folien und klare übersichtliche Präsentationen einzusetzen - immer mit dem Hintergrund, durch die Visualisierung den Studierenden Struktur und Orientierung zu bieten. Führen Sie durch die Grafik (z. B. mit Laserpointer oder durch Aufdeck-Animationen).

Wenn Sie phasenweise das Aktivitäts- und Lehrzepter im Rahmen von Referaten und Gruppenarbeit aus der Hand geben (was durchaus einer modernen Didaktik nachkommt), gefährdet dies die Nachvollziehbarkeit von Aufbau und Struktur Ihrer Lehrveranstaltung. Steuern Sie daher die Gruppenarbeit entlang Ihres Veranstaltungs- oder Themenplanes durch klare Aufträge und Zeitvorgaben. Bringen Sie die Ergebnisse der Gruppenarbeiten in Ihre inhaltliche Struktur. Dies gilt ebenso bei Referaten, für die Sie zusätzlich eine kurze Einführung und am Ende eine Zusammenfassung geben sollten.

Einen interessanten Aufbau von Prüfungen stellt die Ordnung nach Schwierigkeitsgrad dar. Beginnen Sie dabei die Prüfungen mit allgemeinen und einfachen Fragen, die zentrale und unverzichtbare Inhalte des Stoffes abdecken, auf die die Studierenden eine (mehr oder weniger gute, aber ausreichende) Antwort größtenteils über Wissensabruf finden können oder können sollten. Dann gehen Sie zu schwierigeren Fragen über, die zunächst weiterhin zentrale Inhalte Ihrer Lehrveranstaltung betreffen, aber eigenes, komplexes Denken oder Transferfähigkeit erfordern. Erst gegen Schluss stellen Sie schwierigste Aufgaben und fragen nach speziellen Themen, die nicht jeder lösen können muss. Informieren Sie die Studierenden über Ihr Vorgehen und begründen Sie Ihre Ordnung beispielsweise mit einer besseren Orientierung für die Studierenden oder mit einer Verringerung der Prüfungsangst.