Geschichte der Westsächsischen Hochschule Zwickau

Westsächsische Hochschule Zwickau (1992 – heute)

1992 wird die Technische Hochschule Zwickau als Fachhochschule neu gegründet und um die Standorte Schneeberg und Markneukirchen erweitert. An der nunmehr in Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Zwickau umbenannten Einrichtung unterrichteten zu Beginn 80 Professoren 1.500 Studenten in 13 Studiengängen. Mit der Eingliederung des Standortes Reichenbach (1994) in den Wissenschaftsbetrieb gewann die Hochschule zunehmend an Bedeutung für das gesamte Gebiet Westsachsens. Aufgrund dieser Entwicklung erfolgte 1996 die Umbenennung der HTW Zwickau in Westsächsische Hochschule Zwickau (WHZ). Es erfolgen aufwändige Sanierungen von Hochschulgebäuden und Neubauten von Laborkomplexen sowie einer modernen Hochschulbibliothek. Das Studienangebot wurde deutlich erweitert. Neben den Bereichen Technik und Wirtschaft wurden Studiengänge in den Bereichen Gesundheit, Sprachen und Gestaltung etabliert. Aktuell werden an der WHZ 3.300 Studierende von rund 160 Professoren in mehr als 50 Studiengängen betreut. 

1992
Abwicklung und Überführung der Technischen Hochschule Zwickau in die neugegründete Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) Zwickau als Fachhochschule. Zur Festveranstaltung am 13.6. unter dem Motto „Tradition und Zukunft“ sind u.a. der damalige Ministerpräsident Sachsens Prof. Dr. Biedenkopf, Staatsminister Prof. Dr. Meyer und der Volkswagen Vorstandssprecher Dr. Hahn vertreten.

Eingliederung der Fachschule für angewandte Kunst Schneeberg mit dem Bereich Musikinstrumentenbau in Markneukirchen in die HTW Zwickau

Gründung des Hochschulvereins Mentor e.V.

1994
Das Lehr- und Laborgebäude am Dr.-Friedrichs-Ring erhält den Namen Georgius-Agricola-Bau.

Gründung des Forschungs- und Transferzentrums e.V.

Beginn des Lehrbetriebs am Hochschulstandort Reichenbach, der ehemaligen Ingenieurschule für Textiltechnik, mit dem Studiengang Textil- und Ledertechnik.

1996
Umbenennung der HTW Zwickau in Westsächsische Hochschule Zwickau (FH), seit 2007 nur noch Westsächsischen Hochschule Zwickau

Erweiterung des Ausbildungsprofils durch neue Studiengänge wie Architektur, Languages und Business Administration, Pflegemanagement, Industrial Management & Engineering, Kraftfahrzeugelektronik sowie Umwelttechnik und Recycling

1997
Festjahr „100 Jahre Ingenieurausbildung“

1998
120 Jahre Angewandte Kunst Schneeberg

150 Jahre Textiltechnik-Studium am Standort Reichenbach im Vogtland.

Neueröffnung der Hauptbibliothek in der Klosterstraße - das Gebäude erhält ein Jahr später einen Architekturpreis, vergeben vom Architektur-Forum Zwickau.

1999
Schrittweise Umstellung der Studiengänge auf ein ECTS-Leistungspunktesystem und teilweise Umstellung der Diplom-Abschlüsse auf Bachelor- und Master Abschlüsse. In den meisten ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen bleibt der Abschluss Diplom erhalten.

2000
Ende März wird der Studiengang Gebärdensprachdolmetschen mit der Immatrikulation von 14 Studierenden ins Leben gerufen.

2004
Gründung des Instituts für Produktionstechnik an der Fakultät Automobil- und Maschinenbau

Nach zweijähriger Bauzeit werden der August-Horch-Bau und die Laborhalle für Versorgungs- und Umwelttechnik an den Fachbereich Kraftfahrzeugtechnik übergeben.

2006
Gründung des WHZ Racing Teams - das Rennteam startet seit 2007 regelmäßig sehr erfolgreich in den Wettbewerben der Formula Student.

2008
Eröffnung des FORUM MOBILE - die dort präsentierten historischen Fahrzeuge dienen der Grundlagenausbildung von Kraftfahrzeugingenieuren.

2010
Das Institut für Textil- und Ledertechnik wurde am 29. März 2010 gegründet und ging aus der gleichnamigen Fachgruppe hervor. Mit dem Institut wurde eine wissenschaftliche Einheit gebildet, die auf textilem Gebiet Aufgaben in Lehre und Forschung erfüllt sowie Dienstleistungen erbringen.

2011
Gründung des Zentrums für Kraftfahrzeugelektronik an der Fakultät Elektrotechnik. Das Fahrzeuglabor zur Untersuchung der elektromagnetischen Verträglichkeit ist zu dieser Zeit das Einzige seiner Art in den Neuen Bundesländern und in der deutschen Hochschullandschaft.

2012
Festjahr „20 Jahre Westsächsische Hochschule Zwickau“

Das Studienangebot wird um die Studiengänge Biomedizinische Technik, Gesundheitsinformatik und Automobilproduktion erweitert.

Das Zentrum für Kommunikations- und Informationstechnik (ZKI) weiht einen neuen Serverraum ein.

Gemeinsam mit dem August Horch Museum veranstaltet die WHZ die 1. Lange Nacht der Technik.

2013
Gründung des Instituts für Energie und Verkehr an der Fakultät Kraftfahrzeugtechnik, mit dem Ziel, die Forschung auf den Gebieten der Energieanwendung und -umwandlung, Verkehrstechnik und -wirtschaft interdisziplinär auszubauen.

Einführung der Masterstudiengänge Languages and Business Administration German-Chinese, Management und Angewandte Gesundheitswissenschaften

2014
Eröffnung eines neuen Reinraumlabors auf dem Gelände des Jacob-Leupold-Baus. Es steht den Lehrstühlen Nanotechnologie und Mikrotechnologie zur Verfügung. Das Gebäude wird in Modulbauweise errichtet.

Gründung eines Fraunhofer-Anwendungszentrums für Optische Messtechnik und Oberflächentechnologien an der Westsächsischen Hochschule Zwickau

2015
Am 10. Juli feiert die Fakultät Architektur ihr letztes Sommerfest. Nach 19 Jahren wird die Ausbildung von Reichenbach nach Leipzig verlegt. Die Fakultät hat fast 700 Absolventen hervorgebracht.
Der älteste Studentenclub der WHZ, der Tivoli e.V., feiert 25-jähriges Bestehen

2016
An der Westsächsische Hochschule Zwickau (WHZ) studieren rund 4.700 Studierende aus über 40 Ländern in mehr als 50 Studiengängen. Sie werden von 160 Professoren in acht Fakultäten betreut. 

2017
Festjahr „25 Jahre Westsächsische Hochschule Zwickau“. Die Hochschule feiert ihr Jubiläum mit einer Festwoche im Juni. Zugleich ist die WHZ Ausrichter des zentralen Festakt zum 25-jährigen-Bestehen der sächsischen Fachhochschulen im neu gestalteten August Horch Museum Zwickau.

2019
Beginn der Baumaßnahmen zum Neubau des Hochtechnologiezentrums an der Peter-Breuer-Straße und zum Technikum an der Äußeren Schneeberger Straße. Die Gebäude bilden den Anfangs- und Endpunkt der künftigen "Straße der Wissenschaften" am Campus Innenstadt. In beiden Gebäuden entstehen auf einer Fläche von rund 10000 qm Nutzfläche Labor-, Lehr- und Forschungsflächen für verschiedene Fakultäten und Einrichtungen der WHZ.

2020
Die Corona-Pandemie macht auch vor der WHZ nicht halt. Im März 2020 stellt die Hochschule ihren Präsenzbetrieb weitestgehend ein und stellt auf digitale Lehre um. In Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen wechseln in den kommenden Monaten Präsenzphasen mit hybrider oder komplett digitaler Lehre.

Im April 2020 veranstaltet die WHZ den ersten rein digitalen Hochschulinformationstag in ihrer Geschichte. Statt vor Ort werden Studieninteressenten per Videochat beraten und es erfolgen digitale Laborführungen und Campusrundgänge. Rund 400 Schülerinnen und Schüler nutzen das Angebot.

2022
Die WHZ feiert das Jubiläum 125 Jahre Ingenieurausbildung in Zwickau.  

2023
Die Stadt Zwickau erhält den offizielen Beinamen "Hochschulstadt".

Das WHZ-Racing-Team wird erstmals Weltmeister der Elektroklasse in der Formula Student.

Von der Ingenieurschule zur Technischen Hochschule (1897 -1992)

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Zwickauer Region durch die Erschließung von Steinkohlevorkommen rasch zu einem bedeutenden Industriezentrum. Zunächst dominierten Berg- und Maschinenbau sowie die Textilindustrie. Später trug vor allem die durch August Horch geprägte und bis heute ansässige Automobilindustrie entscheidend zum wirtschaftlichen Aufstiegs Zwickaus bei. Um den Bedarf an gut ausgebildeten Ingenieuren decken zu können, gründeten Paul Kirchhoff und Leander Hummel 1897 die Ingenieurschule Zwickau, die bis zum Zweiten Weltkrieg rasch wuchs. Nach dem der Lehrbetrieb nach Ende des Krieges wieder aufgenommen wurde, profilierte sich die Einrichtung weiter im Bereich Kraftfahrzeugbau und Ingenieurwissenschaften. Zeitweise war sie die größte Ingenieurschule auf dem Gebiet der DDR. Ab Mitte der 70er-Jahre konnte die Hochschule selbst Promotionsverfahren durchführen. Die Entwicklung mündete in der Gründung der Technischen Hochschule Zwickau im Jahr 1989. 

1897
Gründung der privaten Ingenieurschule Zwickau am 26. April durch die Ingenieure Paul Kirchhoff und Leander Hummel. Die Ausbildung erstreckte sich über die Bereiche Maschinenbau, Elektrotechnik, Chemotechnik, Grobkeramik, Kraftfahrzeugtechnik und Ingenieur-Ökonomie des Kraftverkehrs. Anfangs unterrichteten acht Lehrkräfte drei Klassen. Bereits Ende 1898 verließen die 17 ersten Ingenieurabsolventen die Schule.

1903
 Die Ingenieurschule Zwickau zieht in einen Neubau an der heutigen Lessingstraße. Zur Eröffnung ist der König Georg von Sachsen anwesend. Das Gebäude bleibt bis 2004 Hauptgebäude der Hochschule. Seit 2010 ist dort das Finanzamt der Stadt Zwickau untergebracht.

1919
Vereinigung verschiedener Schulen, darunter die Ingenieurschule Zwickau und die Bergschule Zwickau, zu den Vereinigten Technischen Schulen Zwickaus.

1925
Die private Ingenieurschule Zwickau erhält die staatliche Anerkennung als Höhere Technische Lehranstalt. Sie wird damit den Staatlichen Höheren Maschinenbauschulen gleichgestellt.

1937
Der Ingenieurschule Zwickau werden die Vorzugsrichtungen Kraftfahrzeugbau und Getriebetechnik zuerkannt.

1943
Einstellung des Studienbetriebs aufgrund des 2. Weltkriegs.

1945
Ehemalige Dozenten engagieren sich für den Wiederaufbau der Ingenieurschule. Der spätere Chefkonstrukteur des Trabant und Technischer Leiter des VEB Sachsenring Automobilwerke Zwickau, Werner Lang, wird Studienratsvorsitzender.

1946
Alle Ingenieurschulen in der sowjetischen Besatzungszone werden Anfang Januar geschlossen und dürfen erst Ende 1947 ihre Ausbildung wieder aufnehmen.

1951
Beginn der Profilierung im Bereich Kraftfahrzeugbau

1953
Die Ingenieurschule wird in die Fachschule für Kraftfahrzeugbau umgewandelt, mit den Fachrichtungen Kraftfahrzeuginstandsetzung, Kraftfahrzeug- und Karosseriebau, Technologie des Kraftfahrzeugbaus, Verkehrswirtschaft.

1955
Festsitzung zum 400. Todestag von Georgius Agricola und Umbenennung der Bergschule Zwickau in Bergingenieurschule Georgius Agricola.

1964
Umbenennung der Ingenieurschule für Kraftfahrzeugbau in Ingenieurschule für Kraftfahrzeugtechnik

1965
Die Ingenieurschule für Kraftfahrzeugtechnik und die Bergingenieurschule Georgius Agricola werden zusammengeschlossen und unter dem Namen Ingenieurschule für Maschinenbau und Elektrotechnik weitergeführt. Es entstand die damals größte Ingenieurschule der DDR.

1969
Gründung der Ingenieurhochschule Zwickau, Nachfolgeinstitution der Ingenieurschule für Maschinenbau und Elektrotechnik

1975
Mit Sondergenehmigung wird das erste Promotionsverfahren an der Ingenieurhochschule Zwickau durchgeführt.

1976
Übergang zur durchgängigen Diplomausbildung für alle Studierenden mit einer Studiendauer von 8 Semestern

1978
Der erste Forschungsstudent verteidigt seine Dissertation. An der Ingenieurhochschule Zwickau wird der erste freiprogrammierbare Industrieroboter der DDR entwickelt.

1979
Erteilung des Promotionsrechts zum Dr.-Ing. Bis dahin konnten Promotionsverfahren nur durch Sondergenehmigung durchgeführt werden. Ab 1987 auch Promotionsrecht zum Dr. oec.

1984
100. Promotionsverfahren an der Ingenieurhochschule Zwickau

1989
Gründung der Technischen Hochschule Zwickau (THZ) unter Eingliederung der Fachschule für Ökonomie Plauen und der Ingenieurschule für Anlagenbau Glauchau. Durch die Erhebung der Ingenieur-Hochschule Zwickau in den Rang einer Technischen Hochschule erhält die Einrichtung Promotionsrecht zum Dr.sc.techn. Gründung der Fakultäten für Natur- und Technikwissenschaften und der Gesellschaftswissenschaften

1990
Bildung eines gemeinsamen Großen Senates der Pädagogischen und Technischen Hochschule Zwickau mit dem Ziel der Vereinigung beider Hochschulen zu einer „kleinen aber feinen“ Universität, welches aber nicht erreicht wurde. Die Pädagogische Hochschule Zwickau wurde 1992 der TU Chemnitz angegliedert. Die Gebäude gehören heute zum Campus Scheffelstraße der Westsächsischen Hochschule Zwickau. 

Die Wurzeln (1290-1897)

Als wirtschaftliches, kulturelles, wissenschaftliches und politisches Zentrum Südwestsachsens verfügt Zwickau über eine lange Tradition der höheren Bildung. Bereits 1290 wurde in der Stadt eine Latein-Ratsschule gegründet. Während der ersten Blütezeit im 15. Jahrhundert, hervorgerufen durch den Silberbergbau Zwickauer Bürger im nahen Schneeberg, wurde zusätzlich eine Griechisch-Schule gegründet. Rektor der bald vereinigten Griechisch- und Lateinschule war von 1519 bis 1522 Georgius Agricola, der als „Vater der Mineralogie“ in die Geschichte einging.

1290
Gründung der Latein-Ratsschule Zwickau

1518/19
Einrichtung einer Griechischschule, auf dem Gelände der heutigen Aula Peter-Breuer Straße.

1520
Vereinigung der Griechisch- und Lateinschule

1519 – 1522
Georgius Agricola war als Lehrer und Rektor an der Griechisch- und Lateinschule Zwickau tätig. Georgius Agricola, geboren 1494 als Georg Pawer, gilt als Begründer der Montanwissenschaften und als „Vater der Mineralogie“.

1828
Gründung einer Sonntagsschule an der Geometrie, Mathematik, Chemie, Gewerbekunde, Naturgeschichte und Sprachlehre unterrichtet werden.

1862
Eröffnung der Bergschule Zwickau, in der hauptsächlich Aufsichtspersonal für den sächsischen Bergbau ausgebildet wird. Die Bergschule Zwickau wurde von der Landesverwaltung Sachsen 1947 übernommen.