Aktuelles

Verschiedene Düfte – eine Option zur Aktivierung von Menschen mit Demenz?

Die dritte und letzte Beobachtungswelle zur Erprobung von Prototypen des Schatzkästchens führte das Projektteam WHZ vom 6. bis 27. April 2023 durch. Im Fokus stand diesmal ein entwickeltes Duftkonzept.

Zahlreiche marktverfügbare Produkte für Menschen mit Demenz sprechen den taktilen, visuellen und/oder akustischen Sinn an. Nur gelegentlich wird der Geruchssinn berücksichtigt – eine multisensorische Kombination ist noch seltener anzutreffen. Somit war es das Ziel, die bereits bestehenden, erprobten und weiterentwickelten Materialien um eine Duftkomponente zu ergänzen. Diese wurde separat entwickelt und auf die Stoffprodukte angepasst. Es entstanden sieben verschiedene Düfte (s. Abb. 2). So wird beispielsweise die Sonne durch die Frische von Orangen dargestellt oder der Frosch durch den Geruch der Natur in Form von Pfefferminze oder Wachholder. Die Erprobung erfolgte in vier Pflegeheimen, die sich in Annaberg-Buchholz, Chemnitz und Zwickau befinden. Nur sehr selten und bei starker Konzentration der Düfte wurden diese von den Menschen mit Demenz wahrgenommen. Der Geruchssinn wird krankheitsbedingt sehr frühzeitig eingeschränkt. Nur vereinzelt gab es positive und negative Rückmeldungen.

Im Ergebnis kann festgehalten werden, dass eine multisensorische Ausrichtung sinnvoll ist. Der Fokus sollte aber auf visuellen, haptischen und akustischen Eindrücken liegen. Abschließend danken wir allen teilnehmenden Einrichtungen sowie Bewohnerinnen und Bewohnern für die Unterstützung. Das Projekt endet Mitte des Jahres 2023. Die Aufgabe des Projektteams WHZ ist damit abgeschlossen. Die Ergebnisse der Erprobung werden an die Praxispartner übermitteln und sollen in die Optimierung des Produkts einfließen.

Die inneren Werte zählen – Erprobung verschiedener Füllmaterialien

Vom 9. bis 17. Januar 2023 wurde eine zweite Beobachtungssession durch das Projektteam WHZ in stationären Pflegeeinrichtungen durchgeführt. Das Ziel war der Praxistext weiterentwickelter Prototypen unter Hinzunahme verschiedener Füllungen und Oberflächenmaterialien.

Insgesamt wurden in den vier Einrichtungen in Annaberg-Buchholz, Chemnitz und Zwickau 14 Produkte erprobt. Dazu zählen Stoffkissen mit Tiergesichtern, welche bspw. die Biografiearbeit unterstützen sollen. Ein Kissenbezug umfasst ein aufgenähtes Eis. Die Besonderheit dabei ist die Individualisierbarkeit mittels Klett. So können verschiedene Eissorten zusammengestellt werden, um Interaktionen zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern zu fördern. Zur Aktivierung wurde weiterhin eine Spiel-Kombination entwickelt: Ein Stoffbezug dient einerseits als Grundlage eines altersgerechten Sudoku mit Symbolen, die Jahreszeiten repräsentieren. Auf der Rückseite kann ein Memory mit diesen Bildern gespielt werden. Die aus Leder nachempfundene Schlüsseltasche beinhaltet exemplarisch Schlüssel oder Münzen aus dem 3D-Druck. In Vorbereitung auf die dritte Erhebungswelle wurde eine Tasche zum Transport der Materialien entwickelt. Die Erprobung erfolgte konkludent der ersten Durchführung ohne Vorauswahl. In drei Phasen wurde die Gruppe jeweils 20 Minuten beobachtet (Durchführungsdauer insgesamt 60 Minuten). Die zwei bis acht Bewohnerinnern und Bewohner interagierten jeweils in den ersten 20 Min. individuell, in der zweiten Phase sollte eine Aktivierung und/oder Beruhigung durch das Personal mittels der Materialien erfolgen, ehe in den letzten 20 Min. eine individuelle Phase anschloss, um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Der Fokus lag auf den diversen Oberflächen- und Füllmaterialen. So wurde bspw. der Einfluss thermischer Lederimitate und Füllungen getestet.

Die Ergebnisse fließen in eine nochmalige Optimierung der Prototypen ein, um im nächsten Schritt eine Duftkomponente zu ergänzen und zu testen. Wir bedanken uns herzlichst bei allen Bewohnerinnen und Bewohnern sowie den Pflege- und Betreuungskräften für die Unterstützung.

Regenschirm, Schneemann oder Frosch – erste Erprobungen von Prototypen

Vom 5. bis 14. Juli 2022 wurden erste Beobachtungen multizentrisch durch das Projektteam WHZ in stationären Pflegeeinrichtungen durchgeführt. Nachdem theoriegeleitet Prototypen von Kissen durch die Praxispartner hergestellt wurden, sollten nun Reaktionen von Bewohner:innen erfasst werden, um die Produkte zu optimieren.

Insgesamt 14 Kissen in unterschiedlichen Ausgestaltungen wurden 35 an Demenz erkrankten Pflegebedürftigen in fünf verschiedenen Pflegeeinrichtungen zur Verfügung gestellt. Die Kissen unterschieden sich dabei hinsichtlich der Abbildungen, Stoffe, Farben, Größen und Füllungen.

In der ersten Erhebungsphase wurde gemessen, wie häufig die einzelnen Produkte genommen (Häufigkeit) wurden und wie lange die einzelnen Bewohner:innen diese nutzten (Nutzungsdauer). Die im Verhältnis der Häufigkeit und Nutzungsdauer ermittelten Favoriten (n=6) wurden in der zweiten Erhebungsphase intensiver erprobt. Immer in Begleitung von Pflege- und Betreuungskräften wurden die Kissen – meist in Gemeinschaftsräumen – den Bewohner:innen zur Verfügung gestellt und Reaktionen beobachtet und dokumentiert. Die Auswertung der ersten Erhebungswoche lieferte Schwerpunkte für die darauffolgenden Beobachtungen. Erneut wurden die Prototypen in die Wohnbereiche gegeben, diesmal beschränkt auf die Favoriten der ersten Erhebungswoche. Ziel war es, Aktivitäten und Wohlbefinden von Menschen mit Demenz zu dokumentieren – in Anlehnung an die Methodik der Dementia Care Mapping. Diese hatten hierbei alle gewohnten Möglichkeiten, konnten also auch anderen Aktivitäten nachgehen, wenn bspw. das Interesse nachließ. Um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten, wurde auch die Zeit vor und nach der Benutzung der Kissen dokumentiert. Insgesamt wurden die Analysen in fünf Einrichtungen in Annaberg-Buchholz, Chemnitz und Zwickau, durchgeführt.

Die Ergebnisse dienen dazu, Prototypen weiterzuentwickeln und durch zusätzliche Materialien zu ergänzen. Ebenso soll bspw. eine Duftkomponente hinzukommen. In weiteren Erhebungszeiträumen finden darauf aufbauende Beobachtungen statt. Wir bedanken uns herzlichst bei allen Bewohner:innen sowie den Pflege- und Betreuungskräften für die Unterstützung.