Erfahrungsbericht von Kathleen Roth

Studienzeitraum:September 2006 - Februar 2011

Ausrichtung: LBA Spanisch (damals Wirtschaftshispanistik) 

Arbeitsstelle nach dem Abschluss:Finanzreferat des "EIRENE" Internationaler Christl. Friedensdienst e.V. 

 

"Besonders begeisterten mich die Interkulturellen Studien und die Möglichkeit, Spanisch von Grund auf lernen zu können. [...] Die Arbeit in einer Art Klassengemeinschaft fand ich sehr angenehm [...]" 

„Mzungu, Mzungu how are you?“ riefen mir im August 2005 in Uganda ein paar Kinder hinterher und wollten mir nicht mehr von der Seite weichen. Reichlich überfordert aber auch fasziniert fand ich mich in einem Land wieder, das kaum unterschiedlicher zu meinem Heimatort in Deutschland hätte sein können. Und obwohl ich vorher noch nicht wusste, welches das richtige Studium für mich sein könnte, hatte ich nach diesem Aufenthalt das erste Mal eine wirkliche Vorstellung von meinem späteren Berufsfeld. Ich wollte mich mit Sprachen, Kulturen und interkulturellem Austausch beschäftigen und evtl. in einer gemeinnützigen internationalen Organisation tätig werden.

Doch was studieren? Nach gründlicher Suche habe ich mich für den Studiengang Wirtschaftshispanistik (heute etwa: Languages and Business Administration) an der WHZ entschieden. Besonders begeisterten mich die Interkulturellen Studien und die Möglichkeit, Spanisch von Grund auf lernen zu können. Wirtschaft interessierte mich zwar nicht allzu sehr, doch die Verbindung mit wirtschaftlichen Grundlagen im Studium war mir sehr wichtig, um nicht zu einseitig zu studieren und um später flexibler zu sein.

Das Studium an der WHZ in Zwickau war für mich eine schöne und spannende Zeit. Ich genoss die Studiengemeinschaft sehr. Und wenn auch Zwickau nicht zu den großen Metropolen zählt, so kann man dort schon einige schöne Feste feiern oder gemeinsame Zeit mit Kommilitonen verbringen.
Die Arbeit in einer Art Klassengemeinschaft fand ich sehr angenehm und auch die Studieninhalte entsprachen in Etwa meinen Vorstellungen – eine gute Mischung eben.

Der besondere Höhepunkt des Studiums war natürlich das in den Studienablauf integrierte Auslandsjahr (1 Semester Uni, danach 1 Semester Praktikum in einem spanischsprachigen Land).

Ich war gespannt darauf, ein Jahr lang eine neue Kultur persönlich kennen lernen zu können, hatte aber trotzdem auch kalte Füße, wie es wohl sein wird, ein Jahr lang in einer (mir) fremden Kultur mit fremder Sprache. Das Ziel meiner Reise war die m.E. schönste Stadt Spaniens: Valencia. Dort vergisst man schnell die ungewisse Zeit vor der Ausreise und man wird empfangen von offenen Menschen, einer Sonnenschein-Mentalität und wunderbarem Wetter. Doch dieses Jahr bedeutete für mich nicht nur, meine Spanisch-Kenntnisse zu festigen und nette Menschen zu treffen, sondern auch jede Menge dazuzulernen und mich persönlich weiterzuentwickeln. Ich lernte, einen neuen Blick auf interkulturelle Begegnungen zu haben und eine andere Lebensart wertzuschätzen. Was die spanische Sprache und den Kontakt zur Kultur angeht, brachte mir das Praxissemester eindeutig mehr als das Studiensemester, da ich aktiver mit Spaniern in Kontakt trat als in der Universität und nur so im Spanisch flüssig werden konnte.

Zurück in Deutschland fehlte zum Abschluss nur noch ein Semester Studium und danach die Diplomarbeit. Als Thema der Diplomarbeit wählte ich mein liebstes Studienthema: die Interkulturellen Studien. Anhand von Interviews mit unseren spanischen Austausch-Studenten beleuchtete ich auf wissenschaftlicher Basis, wie der Mensch sich an eine kulturell neue Umgebung anpasst und welche Anpassungsstrategien er dabei entwickelt.

Auch der nächste Schritt nach dem Studium war für mich klar: Ich traute mir nun mehr zu und wollte für eine längere Zeit nach Lateinamerika, bevor ich in den Berufsalltag einstieg. Denn so einen längeren freien Zeitraum hat man im späteren Berufsleben vielleicht nicht so schnell wieder. Also machte ich ein 6-monatiges Praktikum bei der GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH) in Santiago de Chile. Auf diese Weise konnte ich einen wundervollen Kontinent kennen lernen und gleichzeitig erste Berufserfahrungen in der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit sammeln.

Auch nach meiner Rückkehr verlor ich mein berufliches Ziel nicht aus den Augen. Und da es nicht gleich mit einem festen Job klappte, entschied ich mich erneut für ein 6-monatiges Praktikum, um mich weiter zu qualifizieren. Dieses führte ich bei EIRENE - Internationaler Christlicher Friedensdienst e.V. durch, einem anerkannten Träger der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit Sitz in Neuwied (bei Koblenz).

Und nach nur wenigen Monaten hatte ich das Glück, mich unter den Bewerbern für eine feste Stelle durchzusetzen und arbeite dort bis heute als Mitarbeiterin im Finanzreferat. Ich bin zuständig für die Finanzabwicklung unserer Projekte in Nicaragua und der Freiwilligenentsendung. Einige der wirtschaftlichen Grundlagen, die ich im Studium erlernt habe (so z.B. Buchhaltung, Rechnungswesen), sind mir bei meiner Arbeit nützlich. Und auch mein kulturelles Wissen und meine Spanisch-Kenntnisse sind im Kontakt mit unseren Partnerorganisationen sehr wichtig. Die Finanzabwicklung von Projekten verlangt jedoch auch spezifische Kenntnisse, die ich erst „on the Job“ lernte, so z.B. die Abwicklung von Finanzanträgen, der Umgang mit staatlichen Geldgebern, etc. Ich bin jedoch auch sicher, dass es kein Studium gibt, bei dem ich dieses spezielle Wissen schon im Studium hätte erlangen können.

Ich bin sehr froh, bei meinem Traumarbeitgeber gelandet zu sein. Bei uns herrscht ein sehr kollegiales und menschliches Arbeitsklima, ja sogar in den Mittagspausen kochen wir im Wechsel für ca. 15 Kollegen - aus der regionalen und wöchentlich bestellten Bio-Kiste.

Außerdem bin ich sehr froh, meinen Berufseinstieg über ein Praktikum geschafft zu haben. Von vielen wird es bezweifelt, ob man nach dem Studium ein Praktikum machen sollte, da man sich ja damit „unter Wert verkauft“. Ich kann es jedoch nur empfehlen, wenn es sich um ein anspruchsvolles Praktikum
handelt, da man dadurch wichtige Berufserfahrung sammelt, die ein Studium allein nicht bieten kann. Ich merkte schon während des Praktikums auch bei Bewerbungen bei anderen Arbeitgebern eine positive Resonanz, da meine Zielstrebigkeit anerkannt wurde und durch das Praktikum erste Berufserfahrung vorhanden war. Also behaltet immer euer Ziel vor Augen!

„Es ist nie zu spät, das zu werden, was man hätte sein können.“ (George Elliot)